Julia Fuchs

Künstlerin
*1978 in Bregenz

Beschreibung der Arbeitsweise

In meiner performativen und fotografischen Arbeit beschäftige ich mich mit Fragen der Repräsentanz des weiblichen und des queeren Körpers in einer heteronormativ dominierten Gesellschaft und in deren Geschichte.

Ausbildung

Schule für künstlerische Fotografie bei Friedl Kubelka
Akademie der bildenden Künste bei Ashley Scheirl


Preise, Stipendien, Sammlungen

Sammlung der Stadt Wien, Sammlung des Landes Vorarlberg, Sammlung des Kunsthaus Bregenz
Die Arbeit All das ist eine Reflexion über die Frau in der Akt- Kunst. Der Spiegel ist beklebt mit den relevantesten Postitionen der Aktmalerei / Aktfotografie der letzten Jahrhunderte.
Die Kamera als Genital ist eine Anspielung auf Fotografen, die ihre Kamera als ihren Penis bezeichnen (Nobuyoshi Araki: “a camera is a penis”). Ich möchte dagegen die Kamera im Kontext des weiblichen Geschlechts zeigen, wobei die Blende durch die das Licht und somit auch das Bild in die Kamera dringt und sich
am Film oder auf dem Sensor materialisiert als Symbol für die Vagina steht.
Der Körpertypus der sich in Griechenland zw. 480 und 440 v.Chr. herausgebildet hatte war von der Renaissance bis in unser Jahrhundert das Idealbild für Vollkommenheit. Der Körper wird aus geometrischen Formen anhand einer Proportionenlehre geformt. Polyklets Kanon und Vitruvs Lehre beeinflussen die Philosophie und Kunst der Renaissance.
Leonardo zeichnet den Vitruvianischen Menschen/Mann, der als Zentrum und Maß aller Dinge angesehen wird. Der nackte männliche, athletische Körper symbolisiert bürgerliche Freiheit und menschliche Tugenden, er symbolisiert das allgemein Menschliche. Ein weibliches Pendant gibt es dazu nicht.
Die Arbeit Vitruvia kritisiert das Konzept hegemonialer Männlichkeit bei dem nur die männliche Identität die Grundlage des Staates und der Gesellschaft bildet.
Frauen waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht an den Kunstakademien zugelassen und es war ihnen noch länger darüber hinaus nicht erlaubt an den Aktstudien teilzunehmen. Nur als Modelle durften Frauen den Aktsaal betreten, wobei diese Tätigkeit alles andere als respektabel war.
Die Bilder der gut gekleideten gebildeten Künstler, die neben dem weiblichen Aktmodell posieren (so zu sehen in zahlreichen repräsentativen Gemälden
und Fotografien der Kunstgeschichte), werden bei Rethinking History ins Gegenteil verkehrt. Elegante Künstlerinnen betrachten einen nackten Mann, der auf seinen Körper, zum Objekt reduziert wird.

Durch die Umkehrung der tradierten Rollenklischees kommt es zu einer Verwirrung, einer Irritation die dazu anregen soll, unsere Sehgewohnheiten zu hinterfragen, uns bewusst zu machen wie fragwürdig manche Zuschreibungen sind und immer schon waren.
Seit der griechischen Antike werden Männer nackt dargestellt um ihre Tugendhaftigkeit zu betonen. Der männliche Akt steht für bürgerliche Freiheit und Selbstbewußtsein, er zeigt den Helden und den Athleten. Er steht als Statue
im öffentlichen Raum während die weiblichen Aktdarstellungen in den privaten Rahmen verbannt werden.
Der weibliche Akt ist bis ins 18. Jahrhundert stets in Schamhaltung dargestellt, der Schoss wird negiert. Der Frauenkörper ist Objekt der Schaulust, auf Erotik und Schönheit reduziert. Um diesen Gegensatz sichtbar zu machen habe ich mich in Posen berühmter männlicher Aktstatuen inszeniert.