…im Erdgeschoss
Im neuen Format „…im Erdgeschoss“ soll Unfertiges, Verworfenes oder nicht Realisiertes – also kurzum: künstlerisches Schaffen abseits vom traditionellen Ausstellungsformat – im Fokus stehen. KünstlerInnen und KünstlerInnenkollektive wurden dazu eingeladen, Ideen für das Erdgeschoss des Künstlerhauses Bregenz einzusenden. Der Inhalt wurde den KünstlerInnen freigestellt. Ziel ist es, Ideen zur Diskussion zu stellen, Prozesse anstatt Produkten in den Vordergrund zu bringen und damit auch einen Rahmen für Austausch zu schaffen.
Lukas Weithas | mit der Mittelschule Schendlingen: „Western Wall“
19.3. – 1.4.2022
Der Künstler Lukas Weithas setzt aktuell ein partizipatives Kunstprojekt mit der Mittelschule Schendlingen in Bregenz um, das für 2020 geplant war und mehrfach verschoben werden musste. Mit den Schülerinnen und Schülern wurde gemeinsam eine Kunstinstallation erarbeitet, die für zwei Wochen im Künstlerhaus präsentiert wird, um daraufhin seinen Platz auf dem Schulgelände zu finden. Das Projekt realisiert einen niederschwelligen, auf Dauerhaftigkeit ausgelegten Kommunikationsraum, der durch eine Installation auf dem Schulgelände nachhaltig verortet wird und sich in Zukunft als schulisch-zweckfreier und stetig wandelbarer Gestaltungsraum von und für Schülerinnen und Schüler etablieren soll. Durch die Präsentation im Künstlerhaus wird dieses zu einem Ort der Kommunikation, des Diskurses und der Debatte – an dem die Meinungen und Erfahrungen der SchülerInnen in den Fokus gerückt werden.
Christoph Aigner: „Walgauwind und Demokratie“
2.4. – 15.4.2022
Seit rund 10 Jahren quillt aus dem Engagement für einen kleinen Vorarlberger Fluss eine Geschichte aus Geschichten mit etlichen überraschenden Wendungen. Der Verlauf dieser Geschichte mäandriert durch die wesentlichen strukturellen Probleme der gesellschaftlichen Gegenwart und unterströmt zwei Ausblendungen auch der demokratisch organisierten Gesellschaften, die Bedingung und Voraussetzung jeder menschlichen Herrschaft sind.
Die drei Kapitel der Geschichte lauten, die Renaturierung der Lutz, die projektierte Erweiterung der Getränkeindustrie in Ludesch (Rauch, Red Bull, Ball) und die Aufhebung der Ludescher Volksabstimmung durch den österreichischen Verfassungsgerichtshof.
Mit Walgauwind und Demokratie werden vier Fragen zur Diskussion gestellt: Wie wird aus diesem Material, diesem Engagement und dieser Erfahrung Kunst? Wie hat Kunst diese Erfahrung beeinflusst, ermöglicht und geformt? Soll überhaupt eine Übersetzung in und zu Kunst versucht und riskiert werden? Und, gewiss nicht zuletzt, einmal Kunst – immer Kunst?
Martina Feichtinger: „MEMORY – From Ice Age to Paradise“
2.4. – 15.4.2022
Martina Feichtinger installierte bei der Ausstellung „Neue Mitglieder“ im Jahr 2011 ihre kleinformatigen Malereien mit dem Titel „Memory Boxes“ als Haufen am Boden. Die Malereien waren in Kartonboxen gerahmt und zeigten fragmentarische Bilder aus der Erinnerung. Den Bogen möchte sie spannen und den Boden des Künstlerhauses mit Fundstücken aus dem Dachboden wieder bespielen. Dabei handelt es sich um Malereien, die bereits abgespannt waren, diese hat sie zerschnitten und auf 28 x 28 cm große Fliesen aufgezogen. In einer Performance wird die Künstlerin die Fliesen intuitiv auslegen und ein Mosaik aus Bildfragmenten entstehen lassen.
„From Ice Age to Paradise“ sind Collagen, die aus einer Sammlung von Fundstücken, wie Zeichnungen aus Studienjahren und Drucken aus Lissabon und der Arktis, zu einem neuen Bildarrangement zusammengefügt wurden. Beim Ausmisten, Hinterfragen und Neudenken, hat Feichtinger sich Fragen zum Kunstschaffen, Kunstgeschichte und der ganzen Menschheit gestellt. Der Titel „MEMORY“ ist eine Anspielung auf den Spieleklassiker Memory. Bei der Finissage wird die Künstlerin gemeinsam mit den Besuchern die Fliesen zu neuen Bildmotiven auslegen, mit der Frage nach der Entstehung und Bedeutung von Bildern.
Karl Salzmann: „Klang, Bild und Prozess“
16.4. – 1.5.2022
Karl Salzmann, der derzeit aktiv zu dem Thema „Klang, Bild und Prozess“ und insbesondere „Schallplattenspieler:innen“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst (MDW) forscht, hat befreundete Musiker:innen und Künstler:innen eingeladen, gemeinsam das Erdgeschoss des Künstlerhauses zu bespielen.
Am Eröffnungsabend, dem 16.04.2022, werden ab 18 Uhr vier Konzerte zeigen, wie der Plattenspieler als Instrument verwendet werden kann. Eingeladen sind Künstler:innen aus den Bereichen der Improvisationsmusik, Free Jazz, Soundart und der Techno Bewegung. Dieb13 und Patrick Kessler bringen als „Chuchchepati Orchestra“ den Makrograph, einen überdimensionalen Plattenspieler mit einer über 80 cm großen Schallplatte mit ins Künstlerhaus. Electric Indigo lässt alte Technoplatten mittels eines in den 90ern entwickelten Prototypen rückwärts abspielen, während Jorge Sànchez-Chiong, ein zeitgenössischer Komponist, eines seiner virtuosen Turntable-Sets zum Besten gibt. Den Abschluss bildet der Schweizer Christopher Hess alias Strotter Inst., der manipulierte Plattenspieler zum Klingen bringt.
Zusätzlich zu den Live-Konzerten sind Arbeiten – sogenannte Recordworks – von Künstler:innen zu sehen, die sich der Schallplatte als Gestaltungsfläche angenommen haben. Kommend aus diversen künstlerischen Disziplinen (Tanz, Fotografie, Skulptur, Performance, …) versucht diese Gegenüberstellung von Positionen zu zeigen, wie Klang und visuelle Darstellung zusammenhängen und welche Verbindungen in den Gestaltungsweisen der Disziplinen zu erkennen sind.
