Der Raum als hier und jetzt.
Der Fokus der künstlerischen Auseinandersetzung im Ausstellungsprojekt liegt bei dem Raum. Drei Positionen definieren Raum als Begegnungsort, Ort der Aneignung und als Spielfeld gesellschaftspolitischer Beobachtungen. Raum ist immer auch mit gesellschaftlichen Machtstrukturen und Regeln belegt. Im Projekt Raumtriade soll es deshalb vor allem um die Frage nach Wahrheit, Manipulation und Perspektive gehen. Das heißt, es geht um die Frage der eigenen Positionierung unserer heutigen Gesellschaft und um ihre kulturellen und politischen Rahmenbedingungen. Oft haben die Antworten auf diese Frage mit Selbst- und Fremd-bestimmung zu tun. Und damit verbunden auch, in wie weit wir uns von gesellschaftspolitischen und räumlichen Strukturen beeinflussen lassen.
In den künstlerischen Positionen von Petra Buchegger, Romana Hagyo/Silke Maier-Gamauf und Annja Krautgasser geht es um individuelle Annäherungen an gesellschaftliche Raumdefinitionen. Der gesellschaftliche Raum fungiert als Ort der Auseinandersetzung um Wahrnehmung, Konfrontation und Orientierung. Sowohl der beschrittene, physisch erlebte Weg durch urbanes Gelände bei Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf, der Ort der Subsidiarität in den Arbeiten von Petra Buchegger, oder auch der sozioökologische Raum, in dem versucht wird die gesellschaftliche Relevanz von Innen- und Außenraum zu thematisieren, in den Arbeiten Annja Krautgassers, zeugen von einer Herangehensweise, in der verborgene Sozialräume aufgespürt und aufgezeigt werden sollen.
Jede einzelne der teilnehmenden Künstlerinnen hat dazu ihren individuellen Zugang, daraus ergibt sich eine spannende Mischung aus verschiedenen Formaten, Praxen und Resultaten (Partizipation, Dokumentation und Inszenierung). In allen drei Positionen schwingen gesellschaftspolitische Haltungen mit, die kulturelle Vielfalt, Solidarität und Fairness priorisieren.
Petra Buchegger (*1970-2017, www.petrabuchegger.at)
Die Kunst von Petra Buchegger wurzelt in den Randzonen des Alltäglichen, in Bereichen des Unansehnlichen, des leicht Übersehenen, des Kunstlosen. Das können Objekte aus Salzteig sein, Reste von Schürzenstoffen oder das einfache Tun einer Frau in einem Gewächshaus. (…) Die Haltung der Subsistenzwirtschaft, das Gewinnen des Lebensunterhalts durch sorgfältigen Umgang mit dem Bestehenden, ist für Petra Buchegger wegweisend und prägt auch ihre Kunst. Vielfach sind die Träger dieser Haltung Frauen in einfachen Verhältnissen. Ihnen schenkt daher Petra Buchegger besondere Aufmerksamkeit. (Gustav Schörghofer)
Annja Krautgasser (*1971, www.annjakrautgasser.net)
Annja Krautgassers Arbeit beschäftigt sich mit der “Diversität von Raum”: Raum als Abstraktion; Raum als Produkt kultureller bzw. gesellschaftlicher Entwicklungen. Raum als subjektive, raumsoziologische Erfahrung. Vor allem ihre Kunstprojekte der letzten Jahre bilden den Versuch soziale Räume und deren sozioökonomischen Strukturen darzustellen bzw. offen zu legen – oft mit Einbindung von Laiendarsteller_innen innerhalb partizipatorischer Inszenierungen.
Silke Maier-Gamauf (*1968, www.eop.at/smaier-gamauf)
Silke Maier-Gamauf arbeitet an künstlerischen Projekten, die das Verhältnis zwischen Raum und Geschlecht* fokussieren, beispielsweise „Test.Test.Liegen“ und „Anpassen und Tarnen“. Die fotografischen Inszenierungen entstehen in Zusammenarbeit mit Romana Hagyo (www.hagyo-maiergamauf.org), Dissertantin am Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst (Universität Salzburg und Mozarteum Salzburg). Ein weiterer Schwerpunkt ist das Visualisieren von Wahrnehmungsprozessen, wobei Tonfrequenzen in Form installativer Objekte sichtbar werden. Durch die Verschmelzung visueller und akustischer Stimuli tauchen die BetrachterInnen in einen synästhetischen Erfahrungsraum, in dem nicht nur die Bildwirklichkeit, sondern auch die Erfahrungswelt des Rezipienten erweitert scheint.
Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf arbeiten seit 2014 mit gemeinsamer Autorinnenschaft an künstlerischen Projekten, die das Verhältnis zwischen Raum und Geschlecht* fokussieren, beispielsweise Straßenballade, Dress Properly, Test.Test.Liegen und Sofa-Stoff, https://hagyo-maiergamauf.org/. Die Projekte inkludieren inszenierte Fotografie, Rauminstallationen, Workshops, Stadtrundgänge. In den Jahren 2018/2019 haben sie unter anderem im Architekturforum Oberösterreich, in der Notgalerie Wien, im Künstlerhaus Friese Hamburg und im basement in Wien ausgestellt. Sie wurden 2019 mit dem Gabriele Heidegger Preis der Stadt Linz ausgezeichnet.
Romana Hagyo hat Malerei an der Hochschule für Angewandte Kunst und Medienkultur und Kunsttheorien an der Kunstuniversität Linz studiert. Ihre Forschungsarbeit „Über das Wohnen im Bilde sein“ wurde 2019 mit einem Award of Excellence des BMBWF ausgezeichnet. Sie ist Lektorin an der Kunstuniversität Linz. Sie hat das Mahnmal „Wie erinnern“ mitgestaltet, das 2019 in St. Georgen/Gusen (OÖ) fertig gestellt wurde.
