Wir brauchen
einen neuen Blick! Einen Blick nach außen. Wir bewegen uns in selbstreferenziellen Systemen. Das Ich, die Kunst, die Wirtschaft, die Wissenschaft: Alles dreht sich um sich selbst. Es zählt nur der binäre Code Erfolg/Nicht-Erfolg. Das erzeugt eine ungeheure Triebkraft und Dynamik und dient der Selbstoptimierung der zyklischen Struktur. Ein Sog zieht uns in dessen Bann. Der distanzierte Blick von außen – auf das System – ist nicht mehr möglich. Es zählt das Hier und das Jetzt, der Ort mit einem Höchstmaß an Freiheit, Entfaltungsmöglichkeit und Autonomie, Risiko des Scheiterns inklusive. Alles scheint trotzdem an die Wand zu fahren. Und wir spüren unsere Handlungsunfähigkeit.
Nur der Blick nach außen ermöglicht einen Perspektivenwechsel. Wir schauen nicht mehr in das Zentrum des Systems, sondern über dessen Außengrenze, über den Horizont. Wir sehen dort zunächst nichts. Wir sind immer noch geblendet und müssen uns an die Dunkelheit des Unbekannten, des ganz Anderen, gewöhnen. Nach und nach können wir etwas erkennen. Wir überschreiten die Grenzen geistig – nicht physisch. Letzteres tun wir schon lange, was den eurozentristischen Blick nicht überwunden hat.
Meine Fotografien sind Seh-Krücken, um erste Ansätze des Blicks über den Horizont zu ermöglichen.
Hermann Präg
Hermann Präg
Horizont
2019, 1/10
Lambdaprint auf Alu-Dibond
50×75 cm
Hermann Präg
So klein
2019, 1/10
Lambdaprint auf Alu-Dibond, 50×75 cm,
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Hermann Präg
Dahinter
2020, 1/10
Lambdaprint auf Alu-Dibond, 50×75 cm,
Hermann Präg
Gekrümmter Raum
2019, 1/10
Lambdaprint auf Alu-Dibond, 50×75 cm,