Universität der Künste Berlin, Klasse Ina Weber
Der Alltag ist ein Thema, das viele Arbeiten der Klasse vereint. In dem Alltag der jungen Künstler*innen wird Bekanntes wie etwas Fremdes betrachtet und das Vertraute in etwas Sonderbares transformiert. Dieses Sonderbare ist mittlerweile in einer Klasse für Bildhauerei nicht zwangsläufig eine Skulptur, genauso werden Installationen, Fotos, Audioarbeiten, Performance und Malerei zu sehen sein und das auch in Kombination miteinander.
Und so scheinen die Dinge nicht ganz so zu sein, wie wir sie kennen, in dieser Ausstellung. Das vermeintlich Selbstverständliche neu zu sehen ist einer der grundsätzlichen Arbeitsansätze in der Kunst. Im Alltag bilden sich die großen Dinge des Lebens ab: Geburt und Tod, Traum und Wirklichkeit, Einsamkeit und Austausch, Erwartung und Enttäuschung. Den Alltag zum Thema zu machen ist auch der Ausdruck des Bedürfnisses, Leben und Kunst nicht voneinander getrennt halten zu wollen.
Lilli Frederike Beer, Nelly Choné, Ernstina Eitner, Ihram, Leonie Hennicke, Merit Himmelreich, Clara Holländer, Isabelle Fee Huschke, Dahye Jeong, Jung-Woo Kang, Fabio Korbus, Jelena Kupsch, Clio MacLellan, Linou Meÿer, Teresa Oliveira, Paula Oltmann, Minu Park, Seongwon Park, Livia Rauch, Laura Seif, Katia Lina Sternel, Helen Vogelsang, Josefine von der Ahé, Lea Mara Wimmer
Lilli Frederike Beer (*2002 in Chemnitz). Seit 2021 studiert sie an der UDK Berlin Bildende Kunst und Biologie auf Lehramt. In ihren künstlerischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit dem Zusammenspiel Mensch und Natur. Sie arbeitet mit verschiedenen Materialien und Medien und setzt dazu oft natürlich veränderte Werkstoffe ein.
Nelly Choné (*1994 in Hamburg). Seit 2015 studiert sie an der Udk Berlin, seit 2016 in der Klasse von Prof. Ina Weber mit dem Schwerpunkt Bildhauerei. 2017 verbrachte sie ein Auslandsemester in Marseille. Seit 2021 ist sie Teil des Kollektivs unknown recipients. Ihr bevorzugtes Material ist Ton, in welchem sie architektonischen Räumen sowie kleinen Szenerien nachspürt und diese skizziert. Sie wirft einen poetischen Blick auf die Stadt, auf verlassenen Orte und hinterlassene Spuren. Die Arbeiten erzählen Fragilität und Vergänglichkeit, jedoch nicht ohne bei den Betrachter*innen ein Schmunzeln zu hinterlassen.
Ernstina Eitner hat in Kiel, Stettin und Berlin unter anderem bei Antje Majewski und Sophie Reinhold studiert und absolviert aktuell ihr Meisterschüler:innenstudium bei Ina Weber an der UdK Berlin. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit unterschiedlichsten Materialien und stellt daraus Objekte her, die sie anschließend räumlich in Beziehung zueinander setzt. Derzeit experimentiert sie vor allem mit Handarbeitstechniken. Inhaltlich setzt sie sich kritisch mit sprachlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Phänomenen und ihrer eigenen Involviertheit in diese auseinander. Vor allem literarische Einflüsse prägen ihr künstlerisches Denken. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Leonie Hennicke (*1994) arbeitete einige Jahre als Grafikdesignerin in Amsterdam und Berlin, bevor sie ihr Studium der Bildenden Kunst und Politikwissenschaften in Berlin begann. Der Ausgangspunkt ihrer Projekte ist ein dynamischer Ansatz, der Raum lässt für Regeln und Spiel, für Unvollständigkeiten und Mehrdeutigkeit. Ihre künstlerischen Arbeiten basieren auf alltäglichen Bewegungen, Objekten und sozialen Normen und entstehen oft durch kleinteilige Handgriffe und Wiederholungen.
Merit Himmelreich (*1995 in Hannover). Sie hat ein Jahr in einer forensischen Psychiatrie in Hamburg gearbeitet. Seit 2016 wohnt sie in Berlin, seit 2018 studiert sie Kunst und Politik auf Lehramt an der UdK Berlin. In ihren Arbeiten entdeckt man imaginäre Lücken in Erinnerungen und Erinnerungskrümel im Imaginären. Sie nutzt langsame Techniken wie Stickerei, Lithografie und Stop Motion Filme, in denen Dreistigkeiten in die Lücken geschoben werden.
Clara Holländer (*2000 in Berlin) arbeitete nach dem Abitur im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres auf einem Biobauernhof. 2020/21 absolvierte sie das Foundation Year an der Royal Drawing School in London. Seit 2021 studiert sie Kunst an der UdK und Englisch an der FU Berlin. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit Literatur, Sprache, Schrift und Spiel und Themen wie Handwerk und nachhaltige Landwirtschaft. Sie arbeitet, meist von der Zeichnung ausgehend, mit verschiedenen Materialien und Techniken.
Isabelle Fee Huschke wurde in Berlin geboren und hat zunächst Modedesign studiert, bevor sie ihr Studium an der UdK Berlin begann, wo sie gerade ihr Meister:innenstudium bei Ina Weber absolviert. Sie beschäftigt sich mit der Identität des Menschen im flüchtigen Augenblick, wobei sie sich spielerisch zwischen Fotografie, Bildhauerei und Installation bewegt. Ihre Faszination für Lichtspiele und narrative Arbeiten erfährt man sowohl in ihrer Light-Painting-Fotografie, als auch in ihren raumfüllenden Installationen. Im Moment experimentiert sie mit der Unsichtbarkeits-Werdung.
Ihram (*1999 in Nairobi, Kenia) ist in Kenia aufgewachsen. Derzeit studiert sie Bildende Kunst, Anglistik und Pädagogik an der Universität der Künste in Berlin. Sie ist eine vielseitige junge Künstlerin, die gerne in vielen Medien arbeitet, darunter Malerei, Video- und Fotoarbeiten, Performance, Installation und Poesie. Ihre Inspirationsquellen sind die sich ständig verändernden Formen der Natur, Weiblichkeit und die Schatten und Reflexionen, die in der Stadt zu finden sind. Sie ist neugierig darauf, die Grenzen der Gesellschaft und des Selbst durch ihre Kunst zu untersuchen.
Dahye Jeong studiert Freie Kunst an der Universität der Künste Berlin seit 2018, davor von 2012 – 2016 an der Hansung University, Seoul, South Korea. Der Körper und seine Unzulänglichkeiten sind das Hauptthema von Dahye Jeongs oftmals kinetischen, organischen Skulpturen.
Jung-Woo Kang lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Studium der Fotografie und Video an der Kyung-il University in Südkorea studiert er an der UdK in Ina Webers Klasse seit 2016. Seit 2021 liegt sein Arbeitsfokus auf Malerei und Zeichnung.
Fabio Korbus (*1987 in Berlin) studierte Medienkulturwissenschaft in Potsdam und im Anschluss Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin. Seine künstlerische Arbeit setzt sich u. a. mit den Themen Raum, Reduktion, Fragmentation, Dekonstruktion und Fracturen auseinander. Diese werden multimedial bearbeitet und schwerpunktmäßig in Malerei und Architekturen übersetzt.
Jelena Kupsch (*1996 in Berlin). Nach dem Abitur studierte sie einige Semester Architektur an der TU Berlin bevor sie 2016 ihr Kunst-Lehramtsstudium an der UdK aufnahm. 2020 und 2021 wurden ihre Söhne geboren. Künstlerisch arbeitet sie zur Zeit vorrangig mit traditionellen textilen Techniken, in welchen sie Schrift und Sprache einwebt/strickt/näht und anderen, eher dem Hobbybereich zugehörigen Techniken. Hierbei beschäftigt sie sich primär mit ihren eigenen Sorgen, Gedanken und Ängsten, die sie bruchstückhaft verallgemeinert.
Clio MacLellan (*1991 in Uist) ist auf den Äußeren Hebriden in Schottland geboren und aufgewachsen. 2020 begann sie ein Studium der Bildhauerei und Umweltkunst an der Glasgow School of Art, bevor sie 2022 an die UdK Berlin wechselte. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Körper, Geist und Landschaft. Durch ihre Erziehung stark geprägt, erforscht sie Themen rund um Lebenszyklen und Elementarkräfte und deren Auswirkungen auf die menschliche Erfahrung. Sie macht skulpturale Arbeiten mit Materialien, die mit ihrem Inselerbe verbunden sind, wie Stein und Wolle. und arbeitet auch mit Film und Ton.
Linou Meÿer (*1990) lebt und arbeitet in Berlin. Sie hat in Buenos Aires und Berlin studiert und absolviert gerade ihr Meisterstudium an der Universität der Künste bei Ina Weber. Mit einem frei intuitiven Ansatz im kindlich- naiven Stil widmet sich die Künstlerin der Frage nach Leichtigkeit, Sensibilität und radikaler Selbstfürsorge in einem hyper-kapitalistischen System. Wenn Leistung über allem steht und wir zu „strengen Balettlehrerinnen“ unserer selbst mutieren, brauchen wir einen Raum, in dem wir sensibel und solidarisch mit uns selbst sein können, eine Art safe space, der sich jeglichem Zwang nach Perfektion, Selbstoptimierung und Hyper-Effizienz entzieht. Linou Meÿer möchte mit ihrer Kunst einen solchen Raum schaffen, eine Praxis der Selbstfürsorge, ein Raum der Fantasie und des Träumens.
Teresa Oliveira (*2001) lebt und arbeitet in Lissabon, Portugal. Sie ist im letzten Jahr des Malereistudiums an der Fakultät für Bildende Künste der Universität Lissabon und im Erasmusaustausch für ein Semester an der UdK. Teresa Oliveiras künstlerische Praxis konzentriert sich auf die Reflexion über Raum, Objekt und den Raum im Objekt. Ihre Arbeit entwickelt ein im Wesentlichen dreidimensionales Projekt und konzentriert sich hauptsächlich auf formale Fragen, wobei sie sich für den Dialog und die Beziehung zwischen Texturen, Materialien und Substanzen, Opazitäten und Formen interessiert. Oft aus dem Experimentellen hervorgehend, konzentriert sie sich auf die Arbeit, die ihr Wesen von Versuch und Irrtum, von Konstruktion und Dekonstruktion vermittelt. Obwohl sie eindeutig einer minimalistischeren Sprache den Vorrang gibt, gibt es zufällige Elemente, die wirken, als ob sie eine organischere und manchmal chaotische Dimension vertiefen würden, indem sie das Architektonische mit dem Unvorhersehbaren, das Regelmäßige mit dem Unregelmäßigen vermischen.
Paula Oltmann (*1997 in Kiel) schloss 2022 ihren Bachelor in Kunst und Germanistik bei Antje Majewski (MKH Kiel) ab und befindet sich aktuell Im Masterstudium bei Ina Weber an der UdK Berlin. In Ihrer Arbeit untersucht Paula Oltmann derzeit die Landschaft als einen Körper und fragt unter Anderem nach der Aktualität des klassischen Naturbegriffes. Dabei verarbeitet sie sowohl organische „Naturmaterialien“ wie Wachs und Holz, als auch Kunststoffe und digitale Bildgebungsverfahren.
Minu Park studierte freie Kunst an der Kunstakademie in Nürnberg, bevor sie zur bildenden Kunst an die UdK Berlin wechselte. Zuvor schloss sie ihr Studium Keramik und Skulptur in Seoul, Korea ab. Ihre Arbeit lässt Raum zwischen Realität und Virtualität entstehen, welcher Platz für Träume aber auch ganz alltägliche Themen hat. Ihren Schwerpunkt legt sie dabei auf Installationen und Kurzfilmen.
Seongwon Park reproduziert in ihren Installationen gesellschafts-architektonische Konstellationen die der urbanen Umgebung entnommen sind und durch die somit distanzierte Betrachtung im Ausstellungsraum, auf das Ungesehene im vermeintlich offensichtlichen hinweisen. Wie (zum Originalmaßstab hin) „vergrößerte Miniaturen“ sind die Nachbildungen eine „visuelle Schnittmenge“, gewissermaßen Überbleibsel individueller und alltäglicher Augenblicke. Geboren 1990 in Südkorea, studierte sie seit ihrem Aufenthalt in Deutschland Bildhauerei in der Muthesius-Kunsthochschule; Kiel und aktuell in der Universität der Künste; Berlin in der Klasse Ina Weber.
Livia Rauch (*1991 in München) lebt und arbeitet seit 2012 in Berlin und studiert im Meisterschülerjahr bei Ina Weber an der UdK Berlin. Livia beschäftigt sich mit Behausung, ulkigen Schönheiten aus den Alltag und dem Erfahren von (Zwischen-)Räumen. Aus einem Drang mit der Umgebung zu verschmelzen, erforscht Livia mit dem eigenen Körper immer wieder ungewöhnliche Räume aus dem Alltäglichen. Mal das Zwängen in die Enge eines Klappsofas, mal eine Auflehnung gegen die Einengung hostiler (lebensfeindliche) Architektur. Livias Arbeiten fordern immer wieder Interaktionen mit den Betrachtenden heraus. Manchmal ermutigen sie, mit der geschaffenen Installation zu interagieren, manchmal ist es eine kleine Überraschung beim näheren Hinsehen.
Laura Seif (*1996 in Berlin) hat iranische und brasilianische Wurzeln. Sie wuchs zwischen der Hauptstadt Deutschlands und dem ländlichen Südbrasilien auf. Sie versteht ihre Arbeit als eine Simulation von Objekten, die mit Bedeutung infiziert sind, und den Versuch einer Enthüllung.
Katia Lina Sternel (*1988 in Berlin) hat zunächst Philosophie studiert, bevor sie zur Kunst wechselte. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich viel mit Autorität, ihrem eigenen Umgang und Bezug zu Machtstrukturen, Polizeigewalt, Familienverhältnissen usw. Sie arbeitet mit verschiedenen Materialien und Medien, ihr Schwerpunkt liegt dabei in der Malerei.
Helen Vogelsang (*1999 in Nördlingen) studiert seit 2018 an der Universität der Künste Berlin und beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Fragen nach den Schnittmengen von digitaler und realer Welt, sowie mit der ständigen Beschleunigung beider. Dafür nutzt sie textile Verfahren, wie das Weben und das Nähen. Sie legt viel Wert auf die Langsamkeit und auf die vermeintliche Ineffizienz dieser Techniken.
Josefine von der Ahé (*2001 in Greifswald), studiert Bildende Kunst an der Universität der Künste und Philosophie an der Humboldt Universität in Berlin. In ihren Arbeiten erforscht sie verschiedene Weisen der Raumwahrnehmung, wobei die Wahrnehmung hierbei keiner klaren Definition folgt. Ihr Hauptantrieb ist es, Aufmerksamkeit auf die Intuition zu richten und damit ein Bindeglied zwischen individuellem und kollektiven Verständnis zu schaffen.
Lea Mara Wimmer (*1998 in Athen) studiert seit 2020 Bildende Kunst auf Lehramt an der Universität der Künste in Berlin. Ihr Zweitfach ist Biologie. Diese Fächerkombination schlägt sich auch in ihrer künstlerischen Praxis nieder. Sie sucht stets einen künstlerischen Zugang zu biologischen Phänomenen, sowohl körperlichen als auch umweltbezogenen. Medien und Materialen werden passend zur Thematik gewählt. Aktuell arbeitet sie viel mit Plastik und Draht. Themen wie Sinnesorgane, Neuronen und Wahrnehmung der Innen- und Außenwelt spielen eine große Rolle.
Paola Cordero Yannarella ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie hat in Barcelona Kunst studiert und 2010 ihr Diplom in Szenenbild an der Film- und Fernsehuniversität Konrad Wolf absolviert. Seit 2017 studiert sie Kunst und Spanisch und Pädagogik an der Humboldt Universität und der Universität der Künste in Berlin. Wenn sie nicht gerade in Filmprojekten steckt, arbeitet sie derzeit an einer Serie von Keramikarbeiten, die sie der spanischen Votivkunst widmet. Als Tochter eines costa-ricanischen Vaters sucht sie immer wieder nach einer Verbindung der beiden Welten, in denen sie lebt.
